Hans von Bülow ist eine zentrale Persönlichkeit der Musikgeschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und eng mit Meiningen verbunden.

Als Pianist stand er in der Tradition Franz Liszts, Dirigieren hatte er bei Richard Wagner gelernt. In beiden Bereichen wirkte er innovativ und kreativ, er schuf das moderne Berufsbild des Dirigenten. In seinem Streben nach genauem Befolgen der Vorgaben der Komponisten wirkte er bahnbrechend. Bülow interpretierte klassisches Repertoire und Werke seiner Zeitgenossen modellhaft. Bülow war nicht nur als Dirigent und Solopianist tätig, sondern betrieb auch leidenschaftlich Kammermusik und Liedgestaltung.

Er war ein engagierter Pädagoge, nicht nur in seinen Meisterkursen auf der Höhe seines Ruhmes, sondern gerade auch als Lehrer am Sternschen Konservatorium in Berlin, an der Musikschule in München und als Privatlehrer, wo er junge Menschen unterrichtete, die z.T. keine Laufbahn als Musiker anstrebten. Bülow arbeitete auch mit musikalischen Amateuren, z.B. Instrumentalisten und Choristen in Meiningen. Er bemühte sich, mit diesen Menschen künstlerisch anspruchsvolle Leistungen zu erzielen.


Biografisches

Hans von Bülow, Dirigent, Pianist, Komponist, geboren am 8. Januar 1830 in Dresden, gestorben am 12. Februar 1894 in Kairo.

Anfänglich von Friedrich Wieck, Clara Schumann und Ignaz Moscheles auf dem Klavier unterrichtet, erhielt er bei seinen Leipzig-Besuchen Einblick in das dortige Musikleben. Geprägt vom verbreiteten musikalischen Konservatismus, interessierte er sich seit früher Jugend für das Werk Richard Wagners.

Auch während seines 1848 begonnenen Jura-Studiums (Leipzig, Berlin) setzte Bülow seine Musikstudien fort. Im Herbst 1850 folgte er Richard Wagner nach Zürich und wurde Franz Liszts Schüler in Weimar. Eine erste Anstellung fand er als Klavierlehrer am Berliner Sternschen Konservatorium. Privat unterrichtete Bülow Ellen Franz, die spätere Helene Freifrau von Heldburg, und Cosima Liszt, die er 1857 heiratete. 1864 berief ihn König Ludwig II. von Bayern nach München, wo er 1867 Hofkapellmeister wurde.

Noch während Bülows Ehe mit Cosima gebar diese zwei Töchter Wagners. Dennoch setzte sich Bülow weiterhin unermüdlich für den Komponisten ein. Bülow dirigierte u.a. die Uraufführung des "Tristan" (10. Juni 1865) und der "Meistersinger von Nürnberg" (21. Juni 1868). Nach der Scheidung von seiner Frau begann Bülow ein rastloses Konzertleben, das er erst mit der Anstellung als Hofkapellmeister in Hannover vorübergehend aufgab. Durch Vermittlung von Helene Freifrau von Heldburg 1880 als Intendant der Meininger Hofkapelle engagiert, machte er den Klangkörper zu einem international gefeierten Eliteorchester, das durch Orchester-Tourneen (Schweiz, Holland, Dänemark, England, Böhmen) in Europa berühmt wurde und bleibende Maßstäbe setzte.

Charakteristisch sind die Zentralfigur des Dirigenten, die Interpretations- und Probenkultur, Programmstruktur, Musteraufführungen und Gastspielreisen. Prägend wurde die im Herbst 1881 begonnene Zusammenarbeit mit Johannes Brahms, der dem Dirigenten und Freund die Verbreitung und Bekanntmachung seiner großen Instrumental- und Vokalwerke verdankt. Symptomatisch für den Stellenwert des Orchesters ist der von dem Hofkapell-Gastspiel im Januar 1882 ausgehende Gründungsimpuls für das Berliner Philharmonische Orchester. Bülows Profil hatte entscheidenden Einfluß darauf, dass Meiningen unter Herzog Georg II. zum Musenhof zwischen Weimar und Bayreuth avancierte.


Meininger Jahre

Im Oktober 1873 lud Freifrau von Heldburg, die Gattin Herzog Georgs II. von Sachsen-Meiningen, ihren ehemaligen Klavierlehrer Hans von Bülow nach Meiningen ein, um für sie und den Herzog seine berühmten Interpretationen von Beethovens Sonaten zu Gehör zu bringen. Zwei Monate später, zu Weihnachten im Jahr 1873 war er abermals zu Gast auf dem Meininger Schloss und dirigierte erstmals die Meininger Hofkapelle.

Mit dem Antritt Hans von Bülows als Hofkapellmeister Anfang Oktober 1880 begann die erfolgreichste Zeit der Meininger Hofkapelle, die Bülow mit einer Reform des sinfonischen Konzerts zu einem europäischen Eliteorchester entwickelte. Der ab 1866 regierende Herzog Georg II. und Bülow konnten bekannte Komponisten wie Richard Wagner und Johannes Brahms zur Mitarbeit in der Hofkapelle gewinnen. So fand in Meiningen die Uraufführung der 4. Sinfonie von Brahms statt. Unter Bülows Leitung ging die Kapelle ab 1881 zunehmend auf Reisen und musizierte in insgesamt 200 öffentlichen Konzerten in ganz Deutschland und weiten Teilen Europas. Auch Brahms dirigierte die Hofkapelle in dieser Zeit einige Male und begleitete sie auf ihrer Rheinland-Tournee 1885.

1885, als Hans von Bülow nach Hamburg wechselte und gleichzeitig Chefdirigent der Berliner Philharmoniker wurde, übernahm der damals 21-jährige Richard Strauss den Dirigentenstab. Ihm folgten Fritz Steinbach (1886–1903) und Wilhelm Berger (1903-1911), die das Erbe Bülows fortsetzten und mit der Kapelle auf Tourneen durch Holland, die Schweiz, Dänemark, England und Böhmen gingen.


Bülow-Gesellschaft und Freundeskreis

Im Jahre 1994 beging Meiningen den 100. Todestag Hans von Bülows mit einem einwöchigen Landesmusikfest. Dieses Gedenkjahr führte zur Gründung der Internationalen Hans-von-Bülow-Gesellschaft e.V.

Wichtige Arbeitsfelder der Gesellschaft sind neben Konzerten, u. a. mit Bülow-Liedern (z.B. in Wiesbaden, Schloss Molsdorf, Bayreuth, Berlin), Vorträgen und Aufsätzen in Fachzeitschriften das Erstellen einer Bülow-Bibliografie und das 3tägige Bülow-Jubiläumsfest im März 2005 in Meiningen aus Anlass des 175. Geburtstages und 110. Todestages Hans von Bülows. Die Gesellschaft hat sich darüber hinaus mit einer Spende an der Restaurierung der Bülow-Grabstätte auf dem Olsdorfer Friedhof in Hamburg beteiligt. Gegenseitige Mitgliedschaften verbinden die Internationale Hans-von-Bülow-Gesellschaft mit der Brahms-Gesellschaft Hamburg, der Raff-Gesellschaft und der Friedrich-Kiel-Gesellschaft. Die Gesellschaft bemüht sich seit ihrer Gründung, die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkt auf Hans von Bülow zu lenken und damit auch der kulturellen Ausstrahlung der Region Südthüringen, insbesondere der Theater- und Musikstadt Meiningen zu dienen.

Von 2012 bis 2018 war die Internationale Hans-von-Bülow-Gesellschaft e.V. Veranstalterin des Hans-von-Bülow-Klavierwettbewerbs. Diese Trägerschaft hat sie nun an das Max-Reger-Konservatorium Meiningen abgegeben, ist dem Wettbewerb nach wie vor aber inhaltlich eng verbunden.

Seit 2023 heißt der Verein Internationale Hans-von-Bülow-Gesellschaft und Freundeskreis des Wettbewerbs e.V.

Der Vorstand der 1994 gegründeten Gesellschaft besteht derzeit aus drei Personen:

Vorsitzender Prof. Christian Wilm Müller

Schatzmeisterin Simone Kaufmann

Schriftführerin Annett Mey

Die Gesellschaft ist als gemeinnützig anerkannt und wird beim Meininger Amtsgericht unter der Vereinsregisternummer VR 413 geführt. Spenden sind steuerlich absetzbar.

Hier können Sie die aktuelle Satzung des Vereins herunterladen: [→ Satzung als PDF-Datei]

Unsere Kultur lebt vom ehrenamtlichen Engagement. Auch wir suchen daher stets Menschen, die sich beteiligen wollen. Jeder Beitrag ist dabei willkommen. Auch Sie sind herzlich zum Mittun eingeladen! Einen Antrag auf Mitgliedschaft können Sie sich hier herunterladen: [→ Antrag als PDF-Datei]

Der jährliche Mitgliedsbeitrag liegt derzeit bei 25 €. [→ Beitragsordnung als PDF-Datei]